Thermoholz – was ist das? Der Thermoesche auf der Spur

Edle Esche: Auch unbehandelt schön, ist sie thermisch veredelt ein echter Testsieger im Außenbereich.

Immer wieder liest und hört man vom besonderen Holz der Thermoesche. Aber was ist das eigentlich, und welche Vorzüge hat es?

Plötzlich ist Thermoholz in aller Munde – besonders bei Anbietern von Hölzern für Garten und Außenbereich fällt der Begriff in letzter Zeit immer häufiger. Warum das so ist, erklärt sich, wenn man sich seine besonderen Eigenschaften ansieht.

Von Thermoholz spricht man, wenn Holz thermisch behandelt wurde. Das heißt konkret, dass die Hölzer zunächst auf 0% Holzfeuchte getrocknet und anschließend unter Sauerstoffmangel auf 160°C bis sogar 210°C erhitzt werden, und das

Thermoesche Holz

Thermoesche nach der Behandlung: Das Holz nimmt eine attraktive dunkle Färbung an.

ganze 24 bis 60 Stunden lang. Was zunächst nach einer sehr rauen Methode klingt, erweist sich als wahre Rosskur für das Holz und bringt ganz spezielle Eigenschaften zum Vorschein.

Starker Partner im Außenbereich: Thermoholz

Bei der Behandlung entweichen Feuchtigkeit und flüchtige Bestandteile, wie z.B. das Harz, wodurch das Holz kompakt wie ein ausgepresster Schwamm wird. Außerdem werden bei dem Verfahren Zuckermoleküle im Holzinneren abgebaut, was wiederum Schädlingen und Pilzen die Nahrungsgrundlage entzieht – so sind Thermohölzer ausgesprochen resistent gegenüber dem Befall durch Mikroorganismen, und das ganz ohne zusätzlichen chemischen Holzschutz.

Quell- und Schwindmaß verringern sich durch das thermische Erhitzen ebenfalls, und auch die Färbung und Struktur des Holzes verändern sich, so dass es dunkler und glatter wird. Insgesamt ist Thermo-Holz deutlich robuster, witterungsbeständiger und wesentlich formstabiler, weshalb es gerade im Außenbereich so beliebt geworden ist.

Terrasse aus dunkler Thermoesche

„Junge“ Terrassendielen kurz nach der Montage …

Terrassendielen oder Gartenzäune aus Thermoesche sind natürlich langlebig, optisch attraktiv und nehmen um ein Vielfaches weniger Feuchtigkeit auf als in ihrer unbehandelten Form.

Auch in Bereichen, in denen es sehr wichtig ist, dass Holz einerseits ohne chemische Lasierung auskommt, andererseits wenig Feuchtigkeit absorbiert – beispielsweise in der Sauna oder im Badezimmer – kommt Thermoholz mehr und mehr zum Einsatz. Dadurch, dass komplett auf chemische Imprägnierung verzichtet werden kann, ist das Holz zudem vollständig unproblematisch recyclebar und kann dem Kreislauf der Natur zurückgeführt werden. 

Hauptsieger: Die Thermoesche

Die “Königsklasse” unter den Thermohölzern ist die Thermoesche. Das thermisch behandelte Eschenholz nimmt eine besonders schöne und geschmeidige dunkle Färbung an und sieht auch nach drei Jahren im Außenbereich noch sehr gepflegt aus. (Aber Achtung: Trotzdem ist Thermoholz nicht UV-beständig und sollte, wenn nur minimale Farbveränderung gewünscht ist, initial sowie einmal jährlich geölt werden.) 

thermoesche-nach-3-jahren

… und ein Thermoholz-Terrassenboden nach etwa 3 Jahren.

Ihre hervorragende Härte, Oberflächenstabilität und Resistenz gegen Fäulnis nach dem Verfahren haben der Thermoesche einen Erfolgskurs vor allem für Balkon- und Terrassenböden beschert. Bei starker Sonneneinstrahlung erhitzt sich ein Thermo-Holzboden deutlich weniger als nicht thermisch behandelte Hölzer, was ihn weiters beim Hausbau so attraktiv macht. Und dieser Vorteil kommt nicht zuletzt auch bei der Verkleidung von Hausfassaden zum Einsatz: Aufgrund dieser verringerten Wärmeleitfähigkeit isoliert eine Thermoholz-Verkleidung deutlich besser und weist deshalb, auf längere Zeit gesehen, eine bessere Energiebilanz vor als andere Hölzer im Außenbereich.

Neben der Esche ist die Buche der für das Thermo-Verfahren meistverwendete Baum. Geringere Anteile kommen auf Tanne, Eiche, Pappel, Erle, Ahorn, Esche, Birke, Fichte und Kiefer.

Herkunft des Verfahrens: Deshalb wurde das Holz zum Thermoholz

Ursprünglich kommt die Thermobehandlung aus Finnland, wo Ende der 1990er Jahre erste industrielle Anlagen zum Einsatz kamen. Nicht zuletzt war wohl auch das vorherrschende Klima ausschlaggebend: Da die Finnen im Spätsommer mit viel Niederschlag rechnen müssen, und Feuchtigkeit aufgrund der tendenziell niedrigen Temperaturen langsamer verdunstet, war ein nässe-resistentes Bauholz wohl Wunsch jedes Hausbesitzers. Speziell für den Bereich, der übers ganze Jahr hinweg den Elementen ausgesetzt ist, wurde mit dem Thermoverfahren eine praktikable und dennoch leistbare und umweltverantwortliche Lösung geschaffen.

Aus ökologischer Perspektive stellen thermisch behandelte heimische Nadelhölzer eine umweltfreundliche Alternative zu Tropenhölzern wie Teak oder Bangkirai dar, da sie diesen in ihrer Farbe und ihrer Feuchtigkeitsresistenz ähneln, aber wesentlich ressourcenschonender gewonnen werden. Vor allem die schnelle und nicht nachhaltige Abholzung von Bangkirai in Indonesien (inzwischen wurden bereits rund 80 Prozent der Urwaldflächen zur Gewinnung von Nutzholz gerodet) bedeutet ein großes ökologisches Problem. 

Edle Esche: Auch unbehandelt schön, ist sie thermisch veredelt ein echter Testsieger im Außenbereich.

Edle Esche: Auch unbehandelt schön, ist sie thermisch veredelt ein echter Testsieger im Außenbereich.

Trotz des hohen Energiebedarfs beim Thermo-Verfahren ist also heimisches Holz, thermisch veredelt, eine vergleichsweise sehr nachhaltige und beständige Option für den Außenbau. Ressourcenschonender wäre nur noch die unbehandelte Lärche, die gänzlich ohne Veredelung auskommt und trotzdem über die Jahre hinweg zuverlässig robust bleibt.

Was Thermoholz nicht kann

Bei so vielen Vorzügen muss es natürlich auch Nachteile geben – und diese liegen bei Thermoholz auf der Hand. Das Verfahren entzieht dem Holz Feuchtigkeit und molekulare Bausteine, und wird dadurch eben resistenter gegenüber Schimmel, Moder und Schädlingsbefall. Gleichzeitig wird das Holz aufgrund der reduzierten Grundfeuchtigkeit aber auch spröder und verliert an Festigkeit. Nach einer thermischen Behandlung glänzen Hölzer also als Fassaden- oder Dielen-Elemente, die allen Wetterlagen trotzen, und machen sich im Bereich von Sauna, Bad, für Möbel oder Vertäfelungen gut. Als tatsächliches Bau- und Konstruktionsholz sind sie aber wegen ihrer verlustig gegangenen Stabilität gegenüber großer Last nicht mehr zu gebrauchen.

 

 

Bilder: M. Fröschl / verevkin (shutterstock.com)

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Eine Antwort auf Thermoholz – was ist das? Der Thermoesche auf der Spur

  1. Tanja Tschannen sagt:

    Guten Tag,
    wir haben seit 3 Jahren Thermoesche auf unserem Sitzplatz draussen, es ist überwiegend schön grau geworden wir au dem Foto oben, hat aber auxch zum Teil grosflächig dunkelgraue Felcken, die zT leicht grünlich geworden sind.
    warum ist das so und was ist zu tun? wir haben mit dem Holz nichts spezielles gemacht, nie geölt, weil wir es auch schön grau haben wollten.
    Mit bestem Dank
    T Tschannen

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