Lärchenharz: Gewinnung und Einsatzbereiche

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Nicht nur ihr Holz, sondern auch ihr Harz macht die Lärche zu einem so wertvollen Mitglied unserer heimischen Wälder. Erfahren Sie hier, warum Lärchenharz für Medizin und Industrie seit hundert Jahren eine wichtige Rolle spielt.

Die Lärche ist ein botanischer Superstar. Sie wächst langsam in hohen Höhen, wodurch ihr Holz robust und schädlingsresistent wird, allen Witterungen trotzt und dabei langjährig formstabil bleibt. Auch von der einzigartigen, silbergrauen Färbung, die das Holz nach einigen Jahren im Außenbereich annimmt, haben wir schon an anderer Stelle geschwärmt. (Im Artikel zur “Patina der Lärche” können Sie noch mehr dazu lesen.)

Lärchenharz-Gewinnung in hohen Höhen.

Etwa Anfang des 20. Jahrhunders begann man mit der Förderung von Lärchenharz. Dabei wird der Baum nahe der Hauptwurzel angebohrt und anschließend das Harz im so genannten Prozess des “Pechziehens” aus dem Bohrkanal entnommen. Bei schonender Anbohrung nimmt der Baum dadurch keinen Schaden, die Holzqualität kann sich durch den angeregten Harzfluss sogar noch verbessern. Das Harz fließt nach dem Anbohren etwa 10 bis 15 Jahre, danach versiegt es langsam. Bei Bäumen im Alter zwischen 80 und 120 Jahren ist die Harzgewinnung am Ertragreichsten. 

Lärchenharz ist seit etwa hundert Jahren ein wichtiger Bestandteil der alpenländischen Volksmedizin. Den offiziellen Beruf des „Pechers“, wie das Gewerbe früher genannt wurde, gibt es zwar nicht mehr, aber das zähflüssige, bernsteinfarbene Harz der Lärche kommt nach wie vor nicht nur zur Behandlung von menschlichen und tierischen Erkrankungen, sondern auch in der Industrie zum Einsatz.

Zusammensetzung: Daraus besteht Lärchenharz

Zum größten Teil enthält Lärchenharz Kolophonium – nämlich etwa 75%. Der Rest sind Terpentinöl (15%), Wasser (5%) und Schmutz oder andere, organische Substanzen (5%). Diese Werte können von Baum zu Baum und je nach Jahreszeit stark schwanken. Die zähflüssige, bernsteinfarbene Masse, die auch optisch an Harz denken lässt, ist der Kolophonium-Anteil: Daraus werden nach wie vor verschiedene Gebrauchsgegenstände wie Musikinstrumenten oder auch Kunststoffböden erzeugt. Aus dem Lärchen-Terpentinöl werden vorwiegend Naturheilmittel hergestellt – erfahren Sie im nächsten Abschnitt mehr über deren Anwendung und Wirkung.

Der Einsatz von Lärchenharz in der Medizin und Naturkosmetik

In der Medizin wird das Harz der Lärche vor allem zur Behandlung von Wunden und Entzündungen eingesetzt, da es desinfizierend und heilend wirkt. Darüber hinaus spendet es dank seiner durchblutungsfördernden Wirkung Wärme und wird daher einerseits bei Rheuma und Hexenschuss, aber auch bei verkrampfungsbedingten Schmerzen wie Muskelkater oder Verspannungen eingesetzt. Der Einsatz vom so genannten „Largetpflaster“ oder „Lörgetpflaster“ geht Aufzeichnungen zufolge bis ins 16. Jahrhundert zurück: Dabei wird ein Tuch mit Lärchenharz bestrichen und auf die schmerzende Stelle gelegt, bis Linderung eintritt. 

Natürlich heilen: Cremen aus Lärchenharz und „Pechsalben“ sind so alt wie die Harzgewinnung selbst.

Auch bei Erkrankungen der Atemwege und Bronchien kann Lärchenharz wohl tun – etwa in Form eines „Salbenflecks“, eines mit Harzsalbe bestrichenen Baumwolltuches. Es entkeimt die infizierte Partie und fördert die Heilung. Die frischen, etwas scharfen Essenzen weiten zusätzlich die Bronchien und befreien den Atem.

Die “Pechsalbe”, ein Naturprodukt aus Lärchenharz, dem man meist Bienenwachs oder Shea-Butter beimischt, wird zur Desinfektion verunreinigter Wunden und zur Behandlung von Fieberblasen eingesetzt. Auch allgemein verwendet man Lärchenpechbalsam und ähnliche Erzeugnisse bei Infekten, Erkältungen oder als Zugsalbe. Bei Blasenleiden wurde Lärchenharz früher traditionell sogar in Form von Saft oder Tropfen eingenommen, allerdings kann die längere oder zu hoch dosierte Einnahme zu Nierenproblemen führen.

Lärchenharz in der Industrie und Holzpflege

Durch Reinigung, Filtrierung und Dekantierung wird aus Lärchenharz Terpentin. Dieses Terpentin wird sowohl zur Maschinenreinigung, als auch zur Oberflächenpflege von Holzmöbeln verwendet. In der Industrie kommt es vor allem als Klebstoff, sowie als elastischer Schutzlack zum Einsatz. Da die aus Terpentin hergestellten Öle farblos sind und sehr schnell trocknen, werden sie auch von Malern gern genutzt.

Räuchern: Eine glühende Tradition

Lärchenharz wird volkstümlich auch zum Räuchern verwendet, wobei es beim Verbrennen seine würzig-herben Duftstoffe freisetzt. Die Räuchertradition ist vor allem religiösen Ursprungs: In Ritualen werden getrocknete Stücke von Lärchenharz verbrannt, um beispielsweise meditative oder Heilungsprozesse zu unterstützen und in spirituelle Trance zu gelangen. Speziell für die Heilung verschiedener Krankheiten hat Räuchern aber auch noch eine andere, ganz pragmatische Wirkung: und zwar die Desinfektion von Räumen und Betten, in denen Kranke oder Sterbende lagen.

Auch heute noch werden Räume mit Lärchenharz „ausgeräuchert“, wenn sie beispielsweise von alten Energien gereinigt und für Neues bereitet werden sollen. Bei neu bezogenen Häusern vor allem, aber nicht nur im ländlichen Umfeld praktiziert man diese Tradition nach wie vor.

Der Duft des Waldes: Aromatische Kräfte von Lärchenharz

Gerne werden aus Lärchenharz gewonnene, ätherische Öle auch im Wellness-Bereich eingesetzt. So finden sich die duftintensiven Essenzen etwa als Massage- oder Duftöle, in der Sauna oder als Beigabe für Kräuterbäder. Auch in der Aromatherapie kommt Lärchenharz seit Jahrhunderten erfolgreich zum Einsatz. Ätherische Öle wirken der Naturheilkunde nach auf Körper, Seele und Geist und aktivieren die körpereigenen Selbstheilungskräfte. Eine Inhalation mit ätherischem Baumöl kann daher einerseits heilsam, andererseits vorbeugend und immunstärkend wirken.

Lärche und Lärchenharz in der Bachblüten-Therapie

Zu guter Letzt findet man Essenzen der Lärche auch in der Bachblüten-Therapie. Das natürliche Heilverfahren, das um 1900 von Dr. Edward Bach begründet wurde, basiert auf der Annahme, dass es für seelische Leiden und negative Gemütszustände einen pflanzlichen „Gegenspieler“ in der Natur gibt, der dem Leiden sanft entgegenwirkt. Bach beobachtete, dass Menschen sich in gewissen Lebenssituationen zu gewissen Organismen – vor allem in der freien Natur – hingezogen fühlen und entwickelte darauf basierend die Naturheiltherapie mit Blüten und pflanzlichen Essenzen. Darin wirkt Lärche bei geringem Selbstwertgefühl, Unsicherheit, Zweifeln und Versagensängsten, indem sie Mut macht und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärkt.

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